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Nicht nur Kaffee kann man fair handeln, sondern auch Musik ...

Mit Anbruch des digitalen Medienzeitalters hat sich in der Medienindustrie vieles gravierend geändert. Aus Sicht des Konsumenten vermeintlich nur zum positiven. Durch den Siegeszug digitaler Technologien ist es ein leichtes heute sich gänzlich selbst zu vermarkten, ohne Unsummen für die Produktion von Tonträgern vorstrecken zu müssen und das (nicht unerhebliche) Risiko eines Totalverlustes eingehen zu müssen. Dadurch ist heute eine nahezu undurchdringliche Fülle und Vielfalt and Musik verfügbar, und das zu unvorstellbar günstigen Preisen - denn Musik war nie so billig zu haben wie heute. Doch selbst die sind vielen Zeitgenossen immer noch zu hoch, so daß man auch schon mal mit Aussagen wie "Für etwas, was so leicht zu kopieren ist, sollte man nicht auch noch Geld verlangen (dürfen) !" konfrontiert wird. Die allgegenwärtige 24/7 Anbindung von Smartphones und Tablets an das Internet ermöglicht den Rund-um-die-Uhr-Zugriff auf Medieninhalte, und die "Cloud" (aka Streamingdienste und Videoportalbetreiber) erlauben den permanenten Zugriff auf die Medieninhalte. Folglich muss man diese nicht einmal mehr kaufen um sie abzuspielen ! Wozu auch 0,99 € für einen Titel bezahlen, wenn man ihn per Flatrate - und damit für Centbeträge (!) - solange anhören kann, bis er einem zum Halse raushängt !? Wahrhaft paradiesische Zustände - so scheint's - für den Konsumenten ...  

Nur: was viele nicht sehen (und verstehen): Irgendjemand muss das, was am Ende verkonsumiert werden soll, erst einmal produzieren. Und auch wenn der Titel nur 3'30" lang ist - es hat keine 3'30" gedauert ihn zu erschaffen - sondern Tage oder Wochen ! In dieser Zeit hat der Künstler nichts anderes gemacht als Ideen zu schaffen und so zu verdichten, daß am Ende 3'30" Spaß für den Zuhörer dabei herauskommen. Doch nicht alles was in diesem Prozeß geschaffen wurde schafft es in den fertigen Titel, sondern sind Dinge, die zwar zum Erreichen des Endproduktes zwingend notwendig waren, die aber nie jemand zu hören bekommen wird - da sie nicht perfekt waren.  

Mögen die immer marginaler werdenden Erlöse für Top-Acts noch (!) funktionieren, so sind sie für unbekanntere Acts, und die sie betreuenden Labels, mittlererweile existenzbedrohend. Viele Künstler und Labelbetreiber machen trotzdem aber immer (noch) weiter - aus beinahe irrationaler Liebe zur Musik ! Denn aus ökonomischer Sicht lohnt es sich für viele schon lange nicht mehr. Da aber auch diese ihre monatliche Miete u.ä. zahlen müssen, bleibt am Ende gar nichts anderes übrig, als die zur Verfügung stehende Zeit auf Beschäftigungen zu verlegen, die die nötigen Finanzmittel einfahren. Und da man sich nicht zweiteilen kann, fehlt diese Zeit dann letztendlich für die Schaffung und Vermarktung von neuer Musik !  

Aber auch wenn im Digitalzeitalter die Produktionskosten für Tonträger nahezu nicht mehr vorhanden sind, so kassieren die Infrastrukturbetreiber (Vertriebe, Streamingdienste und Portale) ordentlich für jeden (noch) verkauften Titel und versuchen durch immer enger gezogene Regeln für sich die Situation zu optimieren - zulasten von Künstlern und Labels.  

So kann - und wird es - nicht weitergehen ! Vom eigenen Auto weiß man: man kann den Tank zwar leerfahren, aber wenn man immer weniger nachtankt als man verfährt dann bleibt man letztendlich liegen - auch wenn man die Tatsache des immer leerer werdenden Tanks geistig erfolgreich ausblendet.  

Aus diesem Grunde unterstützen wir die Aktion des WIN (Worldwide Independent Network: www.winformusic.org) und bekennen uns zu dem von diesem verabschiedeten globalen Manifest der Indy-Labels:  

 

LABELS FAIR DIGITAL DEALS DECLARATION
    Wir erklären uns hiermit bereit, folgende Punkte bezogen auf den digitalen Vertrieb von Musikwerken zu unterstützen:  

    1. Wir stellen sicher, dass den Künstlerinnen und Künstlern im Rahmen ihrer Plattenverträge und Lizenzabrechnungen in klarer und zusammengefasster Form erklärt wird, wie sich ihr Anteil aus den Download- und Streaming-Umsätzen zusammensetzt.
    2. Wir handeln nach Treu und Glauben und verteilen einen anteiligen Betrag jeglicher Erlöse und anderer Vergütungen aus digitalen Serviceleistungen, welche aus den Musikverkäufen stammen, aber nicht auf eine spezielle Aufzeichnung oder einem Auftritt zurückzuführen sind. an die Künstlerinnen und Künstler.
    3. Wir fördern bessere Informationsstandards digitaler Services über die Verwendung und den Verkauf von Musik.
    4. Wir unterstützen Künstlerinnen und Künstler, die sich – auch öffentlich – dagegen wehren, dass ihre Musik verwendet wird, obwohl sie dies nicht erlaubt haben.
    5. Wir unterstützen die gemeinsame Position des globalen, unabhängigen Musikbereichs, welche im Global Independent Manifesto (siehe unten in Englisch) beschrieben wird.
     

    Wir missbilligen sämtliche Geschäftspraktiken, welche Künstlerinnen und Künstler im digitalen Bereich unterbezahlt und uninformiert zurücklassen und werden zusammen mit den Künstlerinnen und Künstlern gegen diese Methoden vorgehen.
 

Hier der Originaltext in englischer Sprache:  

Global Independent Manifesto
    The points below represent the collective position of the global independent record company sector, put forward by the sector's collective voice, WIN (Worldwide Independent Network: www.winformusic.org).  

    All points are equal in stature, and are not numbered according to any form of ranking or significance.
    1. We, the independents, will work to grow the value of music and the music business. We deserve equal market access and parity of terms with Universal, Sony and Warner, and an independent copyright should be valued and remunerated at the same level as a major company copyright. We will work with the majors in areas where we have a common goal. We will work to ensure that all companies in our sector are best equipped to maximize the value of their rights.
    2. We support creators' freedom to decide how their music may be used commercially, and we will encourage individual artists and labels to speak out directly against unauthorized uses of music as well as commercial uses of music that stifle that freedom. We support creators' right to earn a living from their work, which should be respected as a basic human right. We expect any use of music by commercial third party operators to be subject to fairly negotiated licensing terms, in a market where any use of music is an end in itself, not so-called promotion driving a subsequent sale.
    3. We support independent music labels that treat their artists as partners and who work with them on reasonable commercial terms, noting that labels are investors who deserve a fair return alongside their artists.
    4. We promote transparency in the digital music market; artists and companies are entitled to clarity on commercial terms.
    5. We oppose further consolidation in the recorded music, publishing and radio sectors since this is bad for independent music companies, their artists and fans, as it reduces market access and consumer choice.
    6. We support initiatives which confront market abuse, and which aim to adapt competition laws to promote independent market access and foster collective responses by independents to potentially anti-competitive conduct by large operators.
    7. We recognize that all independent music businesses contribute to local culture, diversity, jobs and export opportunities, and multiply the economic success of related industries. We will ask governments to promote and support the independent music sector in securing access to finance and tax credits, and to local and international markets.
    8. We hold that collecting society revenues must be allocated and distributed accurately and transparently. This includes distribution of unclaimed money that logically belongs to the independents. We will push for the independent sector to be formally represented in the governance of collecting societies, with trade associations being eligible for board seats.
    9. We support the creation of a worldwide track-level sound recording rights database, subject to neutral governance and ownership, to ensure accurate distribution of rights revenues to their rightful owners.
    10. The independents will, as always, actively encourage and support new commercial opportunities for music, and will continue to support and develop new, legitimate business structures and partnerships.
     

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